Mittwoch, 4. April 2012

Podcasting, eine kleine Liebeserklärung aus Sicht des Hörers

Ich will heute mal etwas neues ausprobieren. Im Normalfall nutze ich dieses Blog ja eigentlich als Kiste auf die ich steige wenn mir mal wieder der Kragen zu platzen droht. Der Digital Native nennt das auch gerne die "Soapbox zum ranten", grob übersetzt die Seifenkiste im Park auf die man steigt und schimpft und vermeintliche Missstände anprangert.

Ich möchte auf diesem Weg versuchen ein Stück Internetsubkultur zu teilen was in den letzten Monaten zu einem Teil meines Alltags geworden ist. Ich muss gestehen ich bin süchtig nach Podcasts. Natürlich konsumiere ich nicht wahllos alles in mich hinein was iTunes zu diesem Thema im Angebot hat, viel eher wähle ich aus, höre hier und da, die eine oder andere Episode und merke dann doch relativ schnell ob mich so ein Cast nun packt oder nicht.

Vielleicht sollte ich aber der nicht ganz so netzaffinen Mehrheit meiner Leser erst einmal erklären was so ein Podcast eigentlich ist. Ein Podcast ist so etwas ähnliches wie eine Radiosendung, nur das ich entscheide wann ich diese höre und das die Sendung eben dann zu Ende ist wenn sie zu Ende ist und nicht dann wenn es ein Sendeplan vorsieht. So kann es schon mal vorkommen das eine Episode oder Folge, in solche teilt man sie ein, mal nur 30 Minuten lang ist und die nächste dann eben auch mal 3 Stunden, weil es das Thema oder der Gesprächsstoff eben her gibt.

Und was sind dann Podcasts überhaupt? Naja, Menschen setzen sich zusammen, reden über ein oder mehrere Themen, nehmen das ganze auf und stellen es dann als Download ins Internet. Das schöne daran, anders als beim öffentlichen Radio, gibt es keine Intendanten, keine Marketingabteilungen, keiner der Zielgruppen bestimmt, keine Redaktion die entscheidet welche Chartstürmer unbedingt gespielt werden müssen oder Themen über die man besser nichts macht. Für den einen mag das nach Chaos und Anarchie klingen, für den anderen die nächste, logische Stufe des Rundfunks. Das ganze bekommt dann auch noch mal eine ganz neue Ebene wenn man als Hörer live bei der Entstehung dabei ist und über den "Chat" mehr oder weniger direkten Einfluss auf die Sendung bzw. deren Gestaltung hat. Das wäre im öffentlichen Rundfunk absolut undenkbar da dort alles reguliert und moderiert werden müsste.

Meine Einstiegsdroge war für die Welt der Podcasts war Happyshooting, ein Podcast der sich in der Hauptsache mit Fotografie beschäftigt, sich aber bei aller Liebe zum Thema nicht immer 100%ig ernst nimmt. Wie ich feststellen musste neigt der gemeine Podcaster gerne zur Grüppchen bzw. Netzwerkbildung weswegen kurz darauf Monis Motivklingel und Black-Pixel-Cast folgten. Zwei Fotografen die zu meinem Bedauern viel zu selten neue Episoden nach produzieren.

Irgendwann ploppte dann in Gesprächen über diverse Formate der Kürzel NSFW hin und wieder auf und ich beschloss, "Da hörste mal kurz rein". Ein wirklich wichtiges Kapitel in meiner Suchthistorie, so brachte mich das Kürzel, das für "Not safe for Work" steht an die Herren Holger Klein und Tim Pritlove. Allein durch diese beiden Herren und ihre anderen Veröffentlichungen (hierbei ist wohl besonders Tim zu erwähnen der nicht ohne Grund der Godfather of german Podcasters ist) ist mein Leben um einiges reicher und vor allem meinen Horizont um einiges weiter geworden.

Dafür euch und auch den anderen Podcastern die ich hier nicht erwähnt habe oder schlicht vergessen habe zu erwähnen, habe großen Dank. Angefangen von neuen Perspektiven auf die großen Fragen des Lebens über eine Menge nerdigen FU, bis hin zu neuer Musik die ich ohne die Podcaster nicht kennen würde ist wirklich alles dabei. Zum Schluss im Stil der Podcastshownotes mal eine kleine Liste der Podcasts die ich gerade höre und die ich eigentlich allein ausnahmslos ans Herz legen kann.

Happyshooting (Fotopodcast)
Monis Motivklingel (kreative Fotografie)
Black-Pixel-Cast (Streetphoto und kreative Fotografie)
Tipps from the Topfloor (Fotopodcast)
nSonic (Foto und Technikpodcast)
NSFW (muss man hören lässt sich schwer zusammen fassen)
Wrint (irgendwo zwischen klassischen Talkradio mit Höreranrufern und vernerdetem Unsinn)
CRE (Technik, Kultur, Gesellschaft)
Datenschorle (technikaffiner Nerdcast mit einer Menge Sinn für Humor)
Raumzeit (Interviewserie über Raumfahrt von Tim Pritlove in Zusammenarbeit mit DLR und ESA)
GameOne Plauschangriff (Nerds, Computerspiele, Filme do I have to say more?)
Audioflick (die selben Nerds schauen sich die Filme an und kommentieren, überraschend unterhaltsam)
Mikrodilettanten (ein Podcast über praktisch alles, ausser dem Sinn des Lebens)
Elementarfragen (unglaublich interessante Interviewreihe mit Nicolas Semak und Gästen absolute Empfehlung: Prof. Harald Lesch)
Lautsprecher (der Podcast übers Podcasten achtung Audiotechnik-lastig)
Alternativlos (Frank, Fefe und Gäste über Poltik und Fnord)

Ich weiß nicht ob der eine oder andere meine Begeisterung für diese Subkultur versteht oder teilen mag, aber viel Spaß beim rein hören und vielleicht ist der eine oder andere Cast ja auch etwas für euch.

1 Kommentar:

  1. Danke für diese Hommage an die Podcaster. Mit meinen zwei Podcasts, dem Schweizer Fotopodcast lightcast und dem Poduebercast, einem Podcast übers podcasten erlaube ich mir mal mich auch als kleines Teil des Gesamtwerkes zu betrachten. Hörerfeedback ist der Treibstoff den Podcaster zum weitermachen brauchen. Leider strömen auch immer mehr kommerzielle Profitgesellschaften mit ihrem Werbematerial in die Szene, ebenso wie kommerzielle Radiostationen mit ihren verkonservierten Wiederholungen aktueller Sendungen. Zum Glück bestimmt aber auf iTunes und co. immer noch der Hörer selbst was ihm auf die Lauscher kommt ;)

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